Bereits Anfang des Jahres hat der Deutsche Brauer-Bund (DBB) mit Nachdruck auf die herausfordernde Situation der deutschen Brauwirtschaft hingewiesen. Die steigenden Kosten – vor allem im Bereich der Energieversorgung, aber auch im Hinblick auf Rohstoffe und Logistik – waren nicht zuletzt Thema des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Ulm. Im Interview geben Stephan Verdi, 1. Braumeister sowie Technischer Betriebsleiter, und Frank U. Schlagenhauf, Leiter Marketing und Vertrieb, einen Einblick in die veränderten Rahmenbedingungen, denen die Brauerei Gold Ochsen gegenübersteht.

 

Wie haben sich die Kosten aufseiten der Brauerei Gold Ochsen in den letzten Monaten entwickelt?

Stephan Verdi: Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges spüren wir die Folgen bis in den letzten Winkel der Brauerei. Am massivsten ist der Kostenanstieg bei den Energiepreisen. Hier haben wir im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in den letzten zwölf Monaten im Schnitt fast das Zehnfache aufwenden müssen. Und selbst wenn sich diese Preisspirale inzwischen wieder ein wenig langsamer dreht, kann von Entspannung noch lange keine Rede sein. Das zeigt sich auch im Hinblick auf andere Roh- und Hilfsstoffe, auf die wir im Brauereialltag angewiesen sind und bei deren Herstellung Energie eine entscheidende Rolle spielt, beispielsweise Flaschen oder Kronkorken. Bei der Glasproduktion und Aluminiumverarbeitung handelt es sich um äußerst energieintensive Prozesse – vergleichbar mit dem Brauvorgang selbst. Entsprechend sind auch die Preise unserer Lieferanten extrem nach oben geschnellt. Flaschen kosten – je nach Art – fast das Doppelte. Kartonagen und Etiketten schlagen mit durchschnittlich 50 Prozent Aufpreis zu Buche.

 

Wie steht es um die „klassischen“ Rohstoffe?

Stephan Verdi: Teilweise ist die Lage sehr angespannt. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Ukraine seit jeher als Kornkammer Europas gilt. Wenn der Hauptexporteur von Weizen und Gerste im eigenen Land kämpft, hat das natürlich Einfluss auf den Weltmarkt. Da ist es auch zweitrangig, wo genau beschafft wird. Unser Malz beziehen wir ausschließlich von regionalen Mälzereien, das Getreide kommt aus Schwaben. Trotzdem orientieren sich die Preise am globalen Niveau. Und auch bei der Malzherstellung ist nicht wenig Gas und Strom im Spiel, sodass wir hier eine Teuerungsrate von bis zu 100 Prozent verzeichnen. Die Preissteigerungen beim Hopfen sind im Vergleich dazu mit fünf Prozent kaum spürbar. Hefe und Wasser, das bei Gold Ochsen aus dem brauereieigenen Tiefenbrunnen kommt, spielen in dem Zusammenhang keine Rolle.

 

Haben wir damit alle Kostentreiber beleuchtet?

Stephan Verdi: Die für den Verbraucher offensichtlichsten sicher. Aber es gibt ja noch viele weitere Posten, beispielsweise im Zuge der Einhaltung unserer hohen Hygienestandards. Auch der dafür notwendige Ressourceneinsatz kommt uns inzwischen 30 Prozent teurer. Die Logistik benötigt Treibstoff und nicht zuletzt sind die Investitionsgüter mit Mehrausgaben verbunden. Ein Stapler kostet heute – wenn überhaupt verfügbar – deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Maschinen, die in der Produktion manuelle Prozesse übernehmen sollen, können nicht geliefert werden, also müssen nach wie vor menschliche Helfer ran, was sich wiederum auf die Personalkosten niederschlägt.

 

Wie wirken Sie dem entgegen?

Stephan Verdi: Was in unserer Macht steht, haben wir unternommen. Da wir bereits vorher auf einem hohen Energieeffizienzlevel gearbeitet haben, blieb uns in dieser Hinsicht nicht viel Spielraum – wobei wir zwischenzeitlich von Gas auf Öl, das wir noch in Reserve hatten, umgestellt haben, um die Energiekosten zumindest ein wenig abfedern zu können. Darüber hinaus sehen wir derzeit kaum Einsparpotenziale, schließlich geht es nicht zuletzt um Qualität und Vertrauen. Wir setzen auf die Wertigkeit unserer Rohstoffe und die verlässliche Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Lieferanten. Es war und wird nie eine Option sein, zu einem Anbieter zu wechseln, der in der aktuellen Situation möglicherweise billiger ist, wenn wir dafür in anderer Hinsicht Abstriche in Kauf nehmen müssen. Gleichzeitig wird der Kostendruck immer größer, sodass wir um die Preiserhöhung zum 1. Februar 2023 für unser Bier nicht umhingekommen sind.

 

Wie gestaltet sich diese Preiserhöhung im Detail?

Frank U. Schlagenhauf: Die Preiserhöhung liegt bei rund zehn Prozent auf den bisherigen UVP. Damit fällt sie stärker ins Gewicht als entsprechende Anpassungen in der Vergangenheit – die Verhältnismäßigkeit wird in Anbetracht der Gesamtsituation jedoch deutlich. Anhand der vorherigen Ausführungen von Stephan Verdi lässt sich ableiten, dass wir damit bei Weitem nicht alle Kostenaufschläge, mit denen wir derzeit zu kämpfen haben, an unsere Kunden weitergeben. Wir hoffen selbst, dass sich die Inflation in naher Zukunft wieder abschwächt – aber aktuell können wir diesem Trend nicht entkommen. Wir haben eine Verantwortung als Arbeitgeber und müssen die Risiken genau im Auge behalten. 

 

Wie sind die bisherigen Reaktionen ausgefallen?

Frank U. Schlagenhauf: Unsere Partner in der Gastronomie und dem Einzelhandel können diesen Schritt in der Mehrzahl nachvollziehen, letztendlich sind ja alle in der gleichen Position. Es geht nicht darum, sich zu bereichern, sondern schlicht und ergreifend um kostendeckendes Handeln als wirtschaftliches Grundprinzip. Nichtsdestotrotz entsteht damit natürlich auch ein Pokern im Markt: Wer hält am längsten mit Bestandsangeboten aus, um sich auf diese Weise vielleicht kurzfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern? Preiskämpfe waren noch nie unsere Ambition, schließlich definiert sich ein gutes Bier über Qualität. Aber wir wissen natürlich ebenso, dass die Ausgabensensitivität aufseiten der Verbraucher weiter zunimmt. Daher haben wir die Frage, wie wir als Brauerei unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Nöte auf Konsumentenseite nachhaltig weiter agieren können, sehr ernst genommen. Auf eines können sich unsere Kunden und Partner dabei in jedem Fall verlassen: Unser Versprechen, auch weiterhin gleichbleibend hohe Qualität zu liefern. 

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